Der stinkende Fisch

Ein Kommentar zur Ausstellung „To expose, to show, … Künstlerische Praktiken um 1990“ und dem MUMOK von Lukas Pusch

Das MUMOK gehört zu den wichtigsten Institutionen für Gegenwartskunst in Österreich. Das Museum wird vom Bund jährlich mit rund 9 Millionen Euro subventioniert. Es hat den Auftrag, Positionen der Gegenwartskunst zu vermitteln und diese wissenschaftlich aufzuarbeiten. 2010 wurde Karola Kraus, geborene Grässlin, erstmals zur neuen Direktorin und wissenschaftlichen Leiterin des Museums bestellt.

Welcher Fisch stinkt? Karola Kraus und Christian Nagel in einer zeitgenössischen Collage (O.T., Collage, Tuschestift auf Papier, Lukas Pusch, 2016)

Welcher Fisch stinkt? Karola Kraus und Christian Nagel in der zeitgenössischen Kunst (O.T., Collage, Tusche auf Papier, Lukas Pusch, 2016)

Neben ihrer Tätigkeit als MUMOK-Direktorin ist Karola Kraus auch Vorsitzende einer familieneigenen Stiftung, in der die millionenschwere Kunstsammlung der Unternehmerfamilie Grässlin verwaltet wird. Den Grundstein hierfür legten Karola Kraus Eltern, nach dem Tod des Vaters wurde die international renommierte Sammlung von der Mutter und ihren vier Kindern fortgeführt und erweitert. Schwester von Karola Kraus ist die Frankfurter Galeristin Bärbel Grässlin welche zahlreiche Künstler der Sammlung auch als Galerie vertritt. Trotz der berechtigten Kritik, dass unter Karola Kraus vor allem Künstler aus dem kleinen Kreis der privaten Familien-Stiftung im MUMOK gezeigt wurden, verlängerte Kunst- und Kulturminister Josef Ostermayer ihren Vertrag 2015 um weitere fünf Jahre. Ostermayer folgte damit den „Empfehlungen der Findungskommission“. Wie „objektiv“ diese zusammengesetzt war, sieht man z.B. an Susanne Gaensheimer, Direktorin des MMK Frankfurt, die mit ihrer Freundin Karola Kraus in der Vergangenheit mehrfach publizierte. Davor kuratierte sie zahlreiche Ausstellungen mit Künstlern und Künstlerinnen der Sammlung Grässlin. Zum Dank wird sie daher auf der Website der Galerie Grässlin (geführt von der Schwester von Karola Kraus) als „Bereicherung für das kulturelle Leben der Stadt“ gefeiert.

MUMOK-Kurator Matthias Michalka und sein eingeschränkter Blick auf die Kunst. MUMOK/ Foto: http://eSeL.at

MUMOK-Kurator Matthias Michalka und sein eingeschränkter Blick auf die Kunst. Foto:MUMOK/eSeL.at

Obwohl ihre Stelle – um pro forma den EU Richtlinien zu entsprechen – international ausgeschrieben war, musste sich Karola Kraus NICHT für die Verlängerung ihres Postens bewerben. Im Gegenteil. Trotz zahlreicher Interessensbekundungen, konnte die Findungskommission, der u.a. ein pensionierter Bankdirektor und der kaufmännische Geschäftsführer der Volksoper angehörten, niemand besseren als Karola Kraus finden!
Es ist nicht verwunderlich, dass das Büro von Josef Ostermayer Anfragen über das Zustandekommen der personellen Zusammensetzung der Findungskommission nicht beantworten wollte.
Lieber betonte Josef Ostermayer mit gestellter Blauäugigkeit „dass eine klare Trennung zwischen den Aufgaben der Direktorin des MUMOK und der privaten Sammeltätigkeit der Familie Grässlin bzw. der Galerie der Schwester von Karola Kraus gemeinsames Verständnis ist.“ Was dieses „gemeinsame Verständnis“ praktisch bedeutet, konnte man ein paar Monate nach der Vertragsverlängerung bei der Ausstellung To expose, to show, … Künstlerische Praktiken um 1990 sehen. Selten wurde Klientellpolitik so offen und unhinterfragt betrieben wie in dieser Schau. Die Kunst einer ganzen Zeit wird darin gnadenlos den Profitinteressen einer kleinen Clique geopfert. Das ist umso erbärmlicher, da es sich um institutionskritische und politisch künstlerische Ansätze handelt, die man später als Kontext-Kunst zusammenfasste.
Schon der Untertitel der von Matthias Michalka kuratierten Ausstellung ist irreführend. Kunstpraktiken um 1990 suggeriert eine Offenheit und Breite, die schlicht nicht gezeigt wird. Von 65 im MUMOK gezeigten künstlerischen Positionen waren 34 aus dem Umfeld der Kölner Galerie von Christian Nagel oder der von ihm bestückten Sammlung Grässlin. Christian Nagel hatte aber nicht nur geschäftliche Beziehungen mit der Sammlung Grässlin, er war auch der langjährige Lebensgefährte von Karola Kraus und betrieb mit ihr eine gemeinsame Ausstellungshalle in Berlin.

Dank der Künstlergruppe Wochenklausur ist die kostenlose medizinische Versorgung Obdachloser in Wien bis heute gesichert (Secession, 1993)

Dank der Künstlergruppe Wochenklausur ist die kostenlose medizinische Versorgung Obdachloser in Wien, bis heute, gesichert (Secession, 1993)

Da laut Handelsblatt „die Sammler ausblieben“, musste 2010 die Galerie Nagel ihre Ausstellungsräume in Köln und zwei Jahre später auch jene in Belgien schließen.
Heute ist nur noch seine Dependance in Berlin regelmäßig besetzt. In Köln organisiert Christian Nagel seither nur mehr Ausstellungen in einem Reisebüro bzw. temporär angemieteten Räumen. Kontext-Kunst war schwer verkäuflich. Werbung durch eine große Ausstellung in einer renommierten staatlichen Institution konnte in dieser Situation nur hilfreich sein, und tatsächlich ließ sich das MUMOK unter Karola Kraus nicht lange lumpen. Jetzt konnten Ladenhüter zu historisch wertvollen Artefakten erhoben werden.  Gleich zu Beginn der über drei Etagen verteilten Ausstellung begrüßte ein Nachbau der  Kölner Galerieräume Christian Nagels von 1990 die Besucher. Im Maßstab 1:1. Bespielt wurden die Räume von Fareed Armaly mit den Arbeiten seiner ersten Ausstellung in der Galerie. Im extra für diese Installation produzierten Katalog erfährt der Leser, dass der wichtigste Begriff für den damals aus New York nach Köln gezogene Amaly die Familie sei. Auf die Frage, wie es sich anfühlte, als Kurator die Galerieräume des ehemaligen Lebensgefährten der eigenen Chefin zu auratisieren, gab Matthias Michalka keine Antwort. Im Interview betonte der als „menschenscheu“ geltende Kurator, „der nie aus dem Haus geht“, lediglich, dass er „völlig freie Hand“ und „keinerlei Einschränkungen von Seiten der Direktion“ gehabt hätte.  Angesichts der von ihm zusammengestellten Ausstellung wundert das nicht. In Interviews suggeriert Michalka, gesellschafts- und institutionskritische Kunst zu präsentieren. Trotzdem reduziert er vor allem die aus Wien und Köln gezeigten Positionen auf die formalistischsten und unpolitischsten Künstler der Zeit. Explizit politische Positionen in der Ausstellung, wie die New Yorker Group Material und ACT UP verkommen so zu Alibiaktionen eines Etikettenschwindels.
Das ist ärgerlich.

Die von Wolfgang Zinggl mitgegründete Künstlergruppe Wochenklausur organisierte Schlafplätze für drogenabhängige Frauen (Shedhalle, 1994)

Die von Wolfgang Zinggl mitgegründete Künstlergruppe Wochenklausur organisierte Schlafplätze für drogenabhängige Frauen (Shedhalle, 1994) Foto: Wochenklausur (2)

Die Zeit um 1990 war eine der wichtigsten Wendepunkte in der Geschichte nach 1945. Sie markierte das Ende einer Jahrzehnte langen Nachkriegsordnung und den Beginn eines bis heute anhaltenden und sich verschärfenden globalen Chaos. Eine Zeit, die geprägt war vom Untergang der stalinistischen Diktaturen Osteuropas, einem ersten Überwinden nationaler Grenzen bei gleichzeitigem Aufkeimen alter und neuer nationalistischer Bewegungen. Eine Zeit, in der Zehntausende gegen den Krieg im Irak auf die Straße gingen und gleichzeitig Jugoslawien in einem blutigen Bürgerkrieg versank. Eine Zeit des Umbruchs nicht nur in der Gesellschaft sondern auch in der Kunst. „Künstler wie Redaktion wurden von dem Bewusstsein beflügelt, dass der Durchbruch kurz bevorstünde; die Vorstellung, gemeinsam eine entscheidende Veränderung der künstlerischen Praxis voranzutreiben, schuf – zumindest einen Moment lang – einen euphorischen Gruppenzusammenhalt “ schrieb der Texte zur Kunst-Gründer Stefan Germer in seinem 1995 erschienen Aufsatz Unter Geiern. Kontext Kunst im Kontext über diese Zeit. Von all dem merkt man in der MUMOK Ausstellung to show, to expose… Künstlerische Praktiken um 1990 nichts. Lediglich die eigentlich viel früher beginnende AIDS Krise und die New Yorker Wohnungsnot wurden kurz gestreift.

Die Arbeit Die Neue Rechte – Materialien für die Demontage der Künstler Martin Krenn und Oliver Ressler. Auch sie zählten zum künstlerischen Umfeld Zinggls. Für MUMOK-Kurator Michalka offensichtlich ein No-Go.

Die Arbeit „Die Neue Rechte – Materialien für die Demontage“ der Künstler Martin Krenn und Oliver Ressler. Auch sie zählten zum künstlerischen Umfeld Zinggls. Für MUMOK-Kurator Michalka offensichtlich ein No-Go. Foto: Krenn/ Ressler

Diskurse und Konflikte zwischen den verschiedenen künstlerischen Positionen werden nicht offen gelegt sondern verschwiegen. Der kritische und avantgardistisch rebellische Geist einer später als Kontext-Kunst bezeichneten künstlerischen Praxis wird schlichter Klientellpolitik geopfert. Eine kritische Hinterfragung der eigenen Rolle der Ausstellungsmacher findet nicht statt. Das ist umso bemerkenswerter, da die Ausstellung auch als Kritik an der 1993 von Peter Weibel organisierten Ausstellung Kontext-Kunst in Graz zu sehen ist. Diese versuchte eine erste Historisierung und Etikettierung der damals jungen Kunstströmung. Sie war das Ende der subjektiv empfundenen Definitionshoheit der Macher der Kunstzeitschrift Texte zur Kunst (TzK)1, da Peter Weibel völlig unabhängig von diesem kleinen Zirkel agieren konnte. Grund genug, um Peter Weibel 22 Jahre später an den Pranger zu stellen und ihm  unredliche „Selbsthistorisierung“ vorzuwerfen. Dass Peter Weibel gleichzeitig zu den wenigen Persönlichkeiten im Kunst- und Kulturbetrieb gehörte, die öffentlich vor einer Verlängerung der Amtszeit von Karola Kraus warnten, sei in diesem Zusammenhang nur am Rande erwähnt. Die „wissenschaftlichen“ Erkenntnisse der TzK und MUMOK-Katalogautoren Sabeth Buchmann, Helmut Draxler und MUMOK-Kurator Matthias Michalka sind davon sicher gänzlich unberührt.

Ein Leuchtkastenobjekt gegen die drastische Verschärfung der Asyl- und Ausländergesetzgebung von Lukas Pusch und der Künstlergruppe Lehrkanzel zur Geschichte der Avantgarde. Die Arbeit wurde zunächst auf Weisung des Büros des damaligen Nationalratspräsidenten Heinz Fischer verhüllt und später aus der Ausstellung Kunst und Politik in der Säulenhalle des Parlaments entfernt. (Wien, 1994)

Ein Leuchtkastenobjekt gegen die drastische Verschärfung der Asyl- und Ausländergesetzgebung von Lukas Pusch und der Künstlergruppe Lehrkanzel zur Geschichte der Avantgarde. Die Arbeit wurde auf Weisung des Büros des damaligen Nationalratspräsidenten Heinz Fischer verhüllt und später aus der Ausstellung „Kunst und Politik“ in der Säulenhalle des Parlaments entfernt. (Wien, 1994)

Was an den konkreten Ausführungen Peter Weibels im Kontext-Kunst Katalog von 1993 falsch sei, erklären uns die kritischen Kunstprofessoren allerdings nicht. Auch mit der eigenen „Selbsthistorisierung“ in der eigenen MUMOK-Ausstellung hatten die Kritiker keine Probleme. So fand es Sabeth Buchmann völlig okey, wenn sie ihren belanglosen Minimal Club in Ausstellung und Katalog wiederfindet und einen ihrer schlecht geschriebenen Aufsätze dazu abdrucken durfte. Auch Helmut Draxler hatte kein Problem, der von ihm kuratierten und staatlich subventionierten Kunst-Werbekampagne der AUA den Weg ins Museum zu ebnen oder bei langatmigen Services Diskussionsrunden neben Andrea Fraser aus dem musealen TV-Monitor zu schauen. Es störte auch niemanden, wenn er seitenweise über immer dieselbe Andrea Fraser schrieb. Dass er mit Andrea Fraser liiert war und sein Blick dadurch vielleicht etwas gefärbt sein könnte, braucht den Leser an dieser Stelle nicht zu interessieren. Man erfuhr auch nicht, dass Draxler selber Teil der von ihm kritisierten „Selbsthistorisierung“ Peter Weibels war und 1993 zahlreiche Texte und Beiträge zum Ausstellungskatalog lieferte. Kritik an Weibel las man in diesen Texten allerdings keine. Karola Kraus war damals aber auch noch nicht Direktorin des MUMOK. Auch die Historisierung der eigenen Schriften und Abhandlungen in speziell für TzK Ausgaben gestalteten Glasvitrinen zeugten vom selbst- und institutionskritischem Geist der Ausstellungsmacher. Mitleid muss man an dieser Stelle allerdings mit den zahlreichen, von Buchmann, Draxler, Michalka & Co auf Akademie und Angewandten „betreuten“ Kunststudenten und -studentinnen haben, die in universitären Pflichtvorlesungen durch diese Ausstellung getrieben wurden. Hier sieht man, was es real bedeutet, wenn „institutionskritische Ansätze“ im „akademischen Kontext wahrgenommen und besprochen werden und eine institutionelle Aufwertung erfahren“ und Institutsvorstände mit eigener Professur billigen Lobbyismus mit Wissenschaft verwechseln.

Nach der Enthüllungsaktion bei der Vernissage im Parlament war Lukas Pusch zahlreichen Repressalien des Bundesministeriums für Untericht und Kunst ausgesetzt. Die Arbeit wurde damals von Wolfgang Zinggl positiv in TzK besprochen. Für Kurator Matthias Michalka dürfte das auch 2o Jahre später noch ein Grund sein die staatliche Zensur fortzuführen.

Nach der Enthüllungsaktion bei der Vernissage im Parlament war Lukas Pusch zahlreichen Repressalien des Bundesministeriums für Untericht und Kunst ausgesetzt. Die Arbeit wurde damals von Wolfgang Zinggl positiv in TzK besprochen. Für Kurator Matthias Michalka dürfte das auch 2o Jahre später noch ein Grund sein die staatliche Zensur fortzuführen…

Michalka betreibt mit der Ausstellung „To expose, to show, … Künstlerische Praktiken um 1990“ Etikettenschwindel auf hohem Niveau. Er zeigt Arbeiten des New Yorker Künstlerkollektivs Group Material und ACT NOW, um die mehrheitlich formalistischen Positionen der Galerie Nagel und Sammlung Grässlin mit nicht vorhandener Bedeutung aufzuladen. Gleichzeitig weigert er sich, z.B. die für Europa wesentlich wichtigere Wiener Künstlergruppe Wochenklausur auch nur zu erwähnen. Worin der methodische Unterschied der beiden Gruppen liegt, konnte Michalka auch bei mehrmaliger Nachfrage nicht beantworten. Die 1993 gegründete Gruppe Wochenklausur gehörte zu den mit Abstand einflussreichsten künstlerischen Positionen Anfang der 1990iger Jahre in Wien. Ihr Schönheitsfehler aus der Sicht Michalkas war ihr Gründer: Wolfgang Zinggl. Als dieser später Bundeskurator wurde, verlor Matthias Michalka im Streit mit dem neuen Chef seine Festanstellung. Eine Begebenheit, die Michalka bis heute emotional werden lässt. Trotzdem will er bei sich keine Befangenheit erkennen und sinniert über völlig haltlose methodische Unterscheidungskriterien. Ähnliches gilt für die ebenfalls totgeschwiegenen Positionen der Lehrkanzel zur Geschichte der Avantgarde oder dem damaligen Künstlerduo Oliver Ressler und Martin Krenn, um nur einige zu nennen.

Stella Rollig, damals Bundeskuratorin und Vorgesetzte Matthias Michalkas, beteiligte sich am staatlichen Mobbing gegen Lukas Pusch. Sie verweigerte Puschs Künstlerkollegen Antonio Ortiz u.a. mit der Begründung, dass „dessen Arbeiten ähnlich problematisch seien wie jene von Lukas Pusch“ sämtliche Gelder. Bundeskuratoren verfügten über ein Budget von rund 2 Millionen Euro jährlich.

Stella Rollig, damals Bundeskuratorin und Vorgesetzte Matthias Michalkas, beteiligte sich am staatlichen Mobbing gegen Lukas Pusch. Sie verweigerte Puschs Künstlerkollegen Antonio Ortiz u.a. mit der Begründung, dass „dessen Arbeiten ähnlich problematisch seien wie jene von Lukas Pusch“ sämtliche Gelder. Bundeskuratoren verfügten über ein Budget von rund 2 Millionen Euro jährlich. Foto: Antonio Ortiz

Michalka ist in dem sehr engen Horizont seiner (wenigen) Künstlerfreunde hängen geblieben und völlig unfähig, diese kritisch in ihrer Rolle als Künstler zu hinterfragen. Damit beteiligt er sich bewusst oder unbewusst an biografischen Mythenbildungen wie bei der Arbeit Material, Texte, Interviews von 1991, die mit der Wirklichkeit wenig bis nichts zu tun haben. Das ist im Hinblick auf eine Kunst, die sich dem Offenlegen und Aufbrechen reaktionärer Machtstrukturen verschrieben hat, besonders erbärmlich. Michalka inszeniert Kontext-Kunst als das was Benjamin Buchloh einmal treffend als „Ästhetik der Verwaltung“ beschrieb. Michalka sieht keine Entwicklungen in der Kunst und ist im sektenhaften Geist der 90iger hängen geblieben.  Er bekämpft die Lebendigkeit der Kunst mit Kanonisierung. Die größte Leistung von Kuratoren wie Michalka besteht darin, über Jahre mit den immer gleichen Verdächtigen mehr oder weniger gleiche Ausstellungen zu kuratieren. Zu seinem Glück deckt sich seine beschränkte Kunstauffassung kongenial mit den sehr engen ökonomischen Interessen der Privatstiftung Grässlin und seiner Direktorin Karola Kraus. Für die Kunst, das MUMOK und das kulturelle Leben in Wien bedeutet das jedoch ein Desaster.
Fische beginnen am Kopf zu stinken.
Das ist in Museen nicht anders.

Fortsetzung folgt.

 

 

1 Die Kunstzeitschrift „Texte zur Kunst“ wurde 1990 von Stefan Germer und Isabelle Graw gegründet.
„Die Zeitschrift war gezielt antipluralistisch ausgerichtet: Sie sollte nicht das gesamte Kunstgeschehen abbilden, sondern konzeptuelle, kontextuell ausgerichtete, politisch künstlerische Ansätze präsentieren und ihnen einen theoretischen wie historischen Rahmen geben“, schrieb Stefan Germer 1995 über die Gründung seines Blattes. Neben den
MUMOK-Katalogautoren Helmut Draxler und später Sabeth Buchmann zählte auch der Galerist Christian Nagel und zahlreiche der von ihm vertretenen Künstler und Künstlerinnen zu den Autoren der ersten Stunde. Nach dem frühen Tod Stefan Germers verlor Texte zur Kunst sehr schnell seine intellektuelle Schärfe.