Christian Rosa

Dieser wunderbare Text über den Künstler Christian Rosa ist Teil eines polemischen Briefwechsels zwischen TOMAK und den Betreibern des Aktionsraum LINkZ. TOMAK hatte dort seine Ausstellung Schützenfest für die er auch den, ebenfalls im Antist veröffentlichten, Ausstellungstext Die Rettung des Abendlandes verfasste. Der ganze Disput kann in der Printausgabe des Antist Wir heilen die Kunst  nachgelesen werden…

Aktionsraumes LINkZ: Ist Dein Ziel tatsächlich 15 Minuten Ruhm à la Christian Rosa?
TOMAK: Warum man hier den großartigen Maler Christian Rosa als „schlechtes“ Beispiel einbringt ist mir nicht ganz klar. Dazu hat man von Seiten des Aktionsraumes einen Artikel der „Zeit“ an diese Email angehängt, in der Christian Rosa zurecht als sehr guter Künstler beschreiben wird. Ich versuche die Beweggründe dieses Vorgehens zu ergründen: Christian Rosas Bilder sind leicht. Das allein macht ihn für einen Christen schon verdächtig. Nun ist der Name Christian hier irreführend, hat er doch gelernt hinwegzusehen. Von sich absehen ist der erste Schritt zur Kunst. Hinwegsehen ist die Kür des Kunstmachens. Rosas Gelassenheit in seinen Kompositionen, die er in „musikalischer“ Weise im Stile eines alten Meisters, der längst auf die Gesellschaft zu verzichten gelernt hat, auf die Leinwände zaubert, entspringt einer tiefen Weisheit, die dem Österreicher völlig fremd ist. Man vergleicht Rosa mit dem späten Miró oder Basquiat und hält ihm das vor. Das ist typisch österreichisch. Kunst kommt von Kunst. Rosas Lässigkeit, aber auch Bedächtigkeit im Farbauftrag und Bewusstheit in der Farbkomposition, seine Aufgeräumtheit und das Wissen um das „heilige“ Nichts, machen diesen Künstler zu einem Meister. Sein Ruhm hat jene ominösen 15 Minuten längst überdauert und wird irgendwelche Ausstellungsräume überdauern. Das Kleinmachen ist hierzulande scheinbar genetisch veranlagt. Mit allen Mitteln möchte man den Erfolg der Anderen mindern, um seine eigenen Unzulänglichkeiten auszugleichen. Gleichmacherei – das ist österreichisch – bäuerlich.

O.T., 200x300cm, Öl, Kohle und Bleistift auf Leinwand, Christian Rosa, 2015 Courtesy Galerie Meyer Kainer

O.T., 200x300cm, Öl, Kohle und Bleistift auf Leinwand, Christian Rosa, 2015, Courtesy Galerie Meyer Kainer

Dass so etwas wie der Aktionismus hierzulande entstehen konnte ist symptomatisch. Sich selbstquälende, selbstverstümmelnde, selbstzerreissende, von Selbstmitleid zerfressene kleine Seelen drückten ihrer Biederkeit und letztlich ihre Gottesfürchtigkeit, ihre Unfähigkeit gegenüber dem Dasein, mit Hilfe „künstlerischer“ Mitteln aus. Anstatt sich zu bewaffnen ging man gegen sich selbst vor – um was zu zeigen? Ihre verkrüppelte Seele, die um Erlösung fleht? Zutiefst christlich, zutiefst krankhaft und zutiefst widerwärtig. Der heutige Kunstsammler dessen Seelchen vom Alltag und seinen täglichen Drangsalen verstört ist, kann sich mit dieser Art von Kunst identifizieren. Das ist sein täglicher Kirchgang. Dagegen stehen die mit leichter Hand hingeworfenen Gemälde von Christian Rosa. Leicht sein ist mitunter das Schwerste in der Kunst. Man muss vieles gesehen haben und noch viel mehr verarbeitet haben, um sich so der Kunst widmen zu können. Christian Rosa bekommt höchstwahrscheinlich täglich solche dümmlichen Nachrichten, er würde sie aber niemals in solch einer sezierenden Ausführlichkeit beantworten. Er hätte wahrscheinlich geschrieben: „Geht’s scheißen – ihr Lugners aus Linz!“, weil er gelernt hat hinwegzusehen. Ein TOMAK hat sich selbst gelernt hinzusehen.

T.